Gedanken zum Netzwerken

Quelle: Flickr (mending networks by this is limbo)
Den Begriff "Networking" hört man überall - als ob es ein ganz neues Phänomen wäre! Dabei war es schon am Königshof nicht anders. Reziprozität, so habe ich vor einigen Jahren in einer hervorragenden Vorlesung zu Kulturanthropologie gehört, macht Kulturen erst aus. Meistens verbindet man mit Networking jedoch eher Vetternwirtschaft oder unangenehmes "Rumschleimen" mit der Absicht, sich selbst und niemand anderem einen Vorteil zu verschaffen.

Ich wäre ja dafür, Networking neu zu konzeptualisieren. Denn nicht nur bei der Jobsuche (um die es bei Networking ja mehr oder weniger direkt ausgesprochen immer geht) kommt man um persönliche Kontakte, vorallem als Geisteswissenschaftler, nicht mehr herum.

Und will man das denn überhaupt? Letzendlich bedeutet Networking doch, Menschen kennenzulernen, die die gleichen Interessen haben. Die das, was sie machen, auch gut machen. Die an einem gegenseitigen Austausch nur interessiert sein können. Und was könnte es denn Schöneres geben? Gerade wenn die Arbeit Selbsterfüllung sein soll (und dieses Ideal ist bei Geisteswissenschaftlern ja hoffentlich besonders ausgeprägt, sonst hätte man sich auf die "brotlose Kunst" wohl kaum eingelassen), muss doch die Neugierde auf Andere mit ähnlichen Vorstellungen besonders groß sein. Und gehen wir ruhig und erbarmunglos idealistisch noch einen Schritt weiter: Wofür sind wir denn auf der Welt als uns gegenseitig zu helfen und zu unterstützen?

Es wäre daher hilfreich, Networking als Kennenlernen von verschiedenen Lebens- und Arbeitsauffassungen zu begreifen. Natürlich funktioniert das nur, wenn man ein echtes Interesse an seinem Gegenüber hat und wenn man sich nicht nur um der Karriere willen füreinander interessiert. Aber das, so meine Meinung, funktioniert sowieso nicht. Niemand wird jemanden weiterempfehlen, den er/sie kaum kennt oder unsympathisch findet. Natürlich ist ein so verstandenes Networking leichter gesagt als getan. Man muss sich öffnen und aktiv werden. Genauso die andere Seite: sie muss bereit sein, sich einzulassen, muss sich interessieren, beide müssen Zeit investieren. Aber diese Zeit, da bin ich mir sicher, lohnt sich (für beide Seiten!) in vielerlei Hinsicht.

Für mich bedeutet diese Zeit das Austauschen von Unterrichtsentwürfen und -ideen, Diskussion über soziale und psychische Herausforderungen. Sie bedeutet eine genaue Kenntnis von Bildungslandschaft und -institutionen - und zwar nicht nur auf dem Papier sondern als echte Personen. Sie bedeutet das frühe Erkennen von Trends, Notwendigkeiten, Projektideen. Sie bedeutet zusammenzuarbeiten, statt gegeneinander oder nebenher. Und letztendlich bedeutet es einfach mehr Spaß an der Arbeit.