Winterfest: Spielend lernen

Quelle: www.lernspiel-winterfest.de
Eben noch hat Alex seiner Mutter den Brief von der Bank vorgelesen, da wird ihm plötzlich ganz schwarz vor Augen. Als er die Augen wieder öffnet, befindet er sich plötzlich vor den Toren einer mittelalterlichen Stadt. Und da muss er plötzlich allerlei Aufgaben lösen, bevor er nach Hause zurückkehren kann.

So beginnt das Lernspiel Winterfest, produziert vom Projekt Alphabit und gefördert vom Alphabund und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung. Das Spiel hilft funktionalen Analphabeten mit Spaß und Motivation Lesen, Schreiben und Rechnen zu üben. Es ist mit viel Liebe zum Detail produziert, hat eine schöne Graphik und intuitive Spielführung. Aufgebaut ist es im Stil eines typischen Point-and-Click Adventures. Man läuft in einer Spielwelt herum, sammelt und benutzt Gegenstände, spricht mit Menschen und löst kleine Rätsel und Aufgaben. Alle Dialoge können vorgelesen werden, und eine kleine Ratte steht immer mit Rat und Tat zur Verfügung, wenn man einmal nicht mehr weiter weiß. Für Lehrende werden außerdem auch Schulungen und eine ausführliche Materialmappe angeboten, um didaktisch alles aus dem Spiel herauszuholen.

Für meinen niedrigschwelligen Alphakurs (Integrationskurs) ist das Spiel leider viel zu schwierig. Auch ist das Vokabular einer Mittelalterwelt (Krämer, Scheiterhaufen, ) nicht unbedingt Alltagswortschatz. Die Spiele sind jedoch alltagsnah - hier geht es um Textsorten wie Rezepte und Sprachhandlungen wie Einkaufen.
Hervorzuheben ist, dass im Spiel Arbeitsfelder vorgestellt und von den Spielern getestet werden können, die für sie auch relevant sein können, wie z.B. in Gastronomie, Handwerk oder Pflege. So bietet das Spiel Lernmöglichkeiten, die über Lesen, Schreiben und Rechnen hinausgehen. Auch sehr positiv: statt bei gelösten Aufgaben nur richtig-oder-falsch Feedback zu geben, kann das Programm typische Fehler erkennen und gezielt darauf hinweisen ("Mardin" - "Du hast 't' und 'd' verwechselt!"). Dabei wird nicht gleich die Lösung verraten, sondern gestuft Hinweise gegeben.
Erst im Nachhinein habe ich gemerkt, dass das Spiel die Leistung des Spielers einschätzt und den Schwierigkeitsgrad der Aufgaben auf dessen/deren Fähigkeiten abstimmt. Im Laufe des Spieles wird dann der Schwierigkeitsgrad leicht aber kontinuierlich angehoben. Gerade dieses Feature des Spiels ist ideal für die oft sehr unterschiedlichen Wissensstände funktionaler Analphabeten.

Alles in allem, ein sehr gelungenes Spiel! Und gut, dass die Übungsangebote im Alphabereich langsam zunehmen. Ach ja, das Spiel ist kostenlos und kann per Post zugeschickt oder auf der Website heruntergeladen werden.