Akteure der Alphabetisierung: Urda Thiessen

Urda Thiessen

  • seit 1993 Mitarbeiterin bei Lesen und Schreiben e.V. Berlin
  • maßgeblich beteiligt an der Entwicklung und Veröffentlichung des Lehrwerks "Einsteigen bitte!"
  • 1998 - 2009 Kursleiterin im Bereich Alphabetisierung und Grundbildung an der City VHS (PC-Kurse und Angebote im Maßregelvollzug)



1.) Warum haben Sie sich / hast du dich dazu entschieden, im Bereich der Alphabetisierung und Grundbildung zu arbeiten?


Im Rahmen meines Studiums (Erwachsenenbildung) bin ich über ein Praktikum zu LuS gekommen. Das war ein Glücksfall, denn hier gab es schon damals mehr als Lesen und Schreiben lernen. So war schnell klar, dass Alphabetisierung ein gesellschaftlich wichtiges Thema ist und ein vielseitiges Arbeitsfeld bietet. Die Mitarbeit bei LuS und der Kontakt mit Betroffenen hat mir einen besonderen Blick auf die Welt ermöglicht, der mein Leben bis heute bereichert.

2.) Welche Tätigkeit hat Ihnen/dir bisher in diesem Bereich am meisten Spaß gemacht?


Nach wie vor schätze ich die Vielseitigkeit. Das Herzstück ist natürlich die direkte Zusammenarbeit mit den Lernern. Sie auf ihrem Lernweg zu begleiten, zu unterstützen und mit ihnen Ideen zu entwickeln und umzusetzen gefällt mir. Jeder kleine Erfolg macht  Spaß. 

3.) Wie sehen Sie / siehst du die Zukunft in diesem Bereich, bzw. was ist Ihrer/deiner Meinung nach derzeit das dringlichste Problem?


Ich halte die angemessene Wahrnehmung dieser großen Gruppe in allen Bereichen der Gesellschaft für das größte Problem. Die Betroffenen sind immer noch unsichtbar. Grundbildung ist  ein gesellschaftliches Problem, das ressortübergreifend angegangen werden muss. Das Know-How ist vorhanden, aber die Bereitschaft, in Grundbildung angemessen zu investieren, fehlt. Problematisch ist, dass Projektfinanzierung vorherrschend ist. Damit ist die dringend erforderliche Kontinuität der Arbeit gefährdet und Potentiale von Experten (Kursleiter und Lerner) werden nicht ausreichend genutzt. 
Der Auflistung von Achim Scholz zu diesem Punkt kann ich nur zustimmen.

4.) Was möchten Sie / möchtest du dem beruflichen Nachwuchs mit auf den Weg geben?


Es lohnt sich! Das Arbeitsfeld ist interessant und bietet vielfältige Möglichkeiten. Doch Vorsicht: Es hat Suchtpotential. Und das ist gut so.

5.) Was ist Ihr / dein Lieblingswort?


zurzeit: „Lernerbewegung“
Dauerbrenner: „furniertes Wissen“